Mit Mandoline bezeichnet man heute ein Instrument, welches
instrumentenkundlich richtig Neapolitanische Mandoline heißt.
In unserem Jahrhundert wird diese Mandoline ihrer Musikfachwelt
den Volksinstrumenten zugerechnet, ungeachtet ihrer bemerkenswerten
klassischen Vergangenheit im 18. Jahrhundert,
wo selbst Meister wie Beethoven und Mozart ihr Werke widmeten.
Die Neapolitanische Mandoline entstand um 1700 in Neapel
aus der Barockmandoline (Anfang 18. Jahrhundert in Italien
als Mandola „Mandolino“ bekannt) und führte bis Mitte des 18.
Jahrhunderts ihr Leben im Schatten der berühmten Schwester.
Eine erste Blütezeit (1750 - 1790) erlebte die Neapolitanische
Mandoline in Neapel und fast gleichzeitig in Paris, wo sie ab
1760 ein Modeinstrument der Pariser Salons war. Für etwa zehn
Jahre nach der französischen Revolution (1789) ist die Neapolitanische
Mandoline fast völlig von der Bildfläche verschwunden.
Um 1800 entsteht in Wien (später auch in Prag) eine neue
Hochburg für dieses Instrument. Der hohe Stellenwert der
Neapolitanischen Mandoline in Wien lässt sich daran ablesen,
dass weltberühmte Komponisten wie z. B. Beethoven, W. A.
Mozart oder N. Hummel für das Instrument schreiben. Um 1830
verdrängt aufkommende Romantik das „leise“ Instrument aus
dem Wiener Musikleben. Es erscheinen keine neuen Kompositionen,
das Instrument lebt weiter fast nur in der italienischen
Volksmusik. Ab 1870 beginnt die Zeit der romantischen Mandoline.
Erneut entsteht eine Generation von Mandolinenvirtuosen,
die mit ihren Konzert-, Lehrtätigkeiten und Kompositionen für
Aufsehen des Instruments sorgen.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Neapolitanische
Mandoline nur noch in den Mandolinenorchestern (Zupforchestern)
zu finden, die romantischen Ideale pflegten. Ab
1960 beginnt sich die Rückbesinnung auf das klassische Erbe
der Mandoline in Deutschland durchzusetzen. Ab 1979 kann an
den Hochschulen in Berlin und Wuppertal Mandoline als Hauptfach
studiert werden.
Heute gibt es wieder ein breites Spektrum klassischer Musik
für die neapolitanische Mandoline: Für sie wird hauptsächlich
solistisch, kammermusikalisch oder im Zupforchester komponiert.
Interessierte können an mehr und mehr Musikschulen
Unterricht auf dem Instrument erhalten. In Folge dessen gibt
es immer mehr professionelle Mandolinenspieler, die ihren Platz
im Konzertleben finden. 300 Jahre nach ihrer Entstehung ist die
neapolitanische Mandoline heute also zukunftsträchtiger und
präsenter denn je.